Freitag, 29. Juli 2016

Da musst Du einfach vertrauen...

Ich bin auf dem Weg in den Norden, die A1 hoch. Ich starre aufs Navi, das meine Ankunftszeit immer weiter nach hinten rechnet. Meine Laune sinkt, ich muss aufs Klo. Dann, plötzlich, gibt die Navigante Meldung: Sie könne mir zehn Minuten raushauen, ob ich das wolle? Ich drücke auf "Ja doch, selbstverständlich, ich bin ja nicht selbstquälerisch veranlagt." Also runter von der A1, rein ins unbekannte Land. Erst über Landstraße, dann Allee. Am Ende, nach einem Rechtsabbieger, jazze ich über einen nachlässig asphaltierten Weg, keine Fahrbahnmarkierungen, viele Schlaglöcher, quer durch Felder. Ich frage mich, ob sich auch Naviganten ab und zu einfach mal irren können. Ich frage mich, ob es hier Gegenverkehr gibt, der Weg ist schmal. Ich sehe ihn schon vor mir, einen Bauern auf seinem Traktor, ein Gesicht wie ein grob behauener Klotz, der ungerührt sein Gefährt an mir vorbeilaviert, die ich angststarr und an mein Lenkrad gekrallt in der Böschung kauere. Er schießt mir einen einzigen Blick zu: "Navigantenopfer, städtisches." Da wird er ja wieder was zu erzählen haben, am Abend, wenn er mit anderen aus der Landbevölkerung zusammensitzt und einen Klaren trinkt. Ich schäme mich meines Herzrasens nicht. Ich bin Stadtkind und stehe dazu. Allein über einen Acker zu heizen und kein einziges Haus zu sehen schmeckt mir nicht, überhaupt nicht. Wenn ich jetzt eine Panne habe, werden mich die Wölfe holen. Der Überreste nehmen sich dann die Waschbären an. Was für ein trübes Ende. Später biege ich zwei mal links ab und bin plötzlich wieder auf der A1. Donnerwetter. Das Navi hatte nicht gelogen: 10 Minuten frühere Ankunft. Die gesparten 10 Minuten in der Reisekasse brennen mir Löcher in die Tasche. Ich werfe mich an einer Tankstelle raus, gehe aufs Klo und investiere den Klo-Bon in ein Ciabatta Natur XXL mit Gouda und Salami. So wird das nie was mit den Millionen, mit so einer Einstellung.
Am Abend erzähle ich der Lässigen, wie ich tagsüber mit fliegendem Puls Äcker am Arsch der Welt durchpflügt hatte und ernsthafte Zweifel an der Arbeitseinstellung meiner Navigante gehegt, und da sagt sie den schönen Satz: "Da musst Du einfach vertrauen."
Wo sie Recht hat, hat sie Recht.

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