Freitag, 17. Juni 2016

Unser Café, am Morgen. Der Zeitpunkt ist nicht schlecht, die lauten, drängenden Jahrgänge, die, die es eilig haben, sitzen in der Schule oder auf der Arbeit. Hier: Rentner, Zeitungen, Kaffee. Zeit und Gelassenheit. Welch unglaublicher Luxus. Nie werde ich mich daran gewöhnen, niemals taub werden. Nur Du fehlst. Das aber sehr.

Die Wirtin ist einem Schwatz nicht abgeneigt, sie langweilt sich. "Die da oben", und ausspioniert werden wir auch, ich entziehe mich höflich, aber eindeutig. Ich sitze drinnen, es ist zu früh, um zu rauchen, und ich mag diese kippeligen Tischlein draußen nicht. Hier drin am großen Tisch kann man selbst die "Zeit" würdevoll lesen. Draußen: Hundebesitzer, Raucher, ein Sonnenanbeter im T-Shirt. Ich wage etwas und versuche einen Cookie. Eine Spur Zimt überrascht mich. Geschmäcker, Düfte, Farben: Zimt, Lavendel, Vergissmeinnicht. Und dann bist Du da, darin, und in Deinen Worten.

Draußen geht eine ältere Dame vorbei, sie führt einen kleinen Hund an der Leine. Der Hund eines Gastes springt auf, er ist groß, und bellt laut. Die ältere Dame erschrickt zutiefst, instinktiv zieht sie an der Leine, will ihren Hund in Sicherheit bringen. Ihre Verletzlichkeit, ihre Angst, ist mir fast zu viel.

Ein Windei, das hat mir mal die Tochter eines Geflügelzüchters in die Hand gelegt, als ich Kind war, sie zeigte mir den Betrieb ihrer Eltern. Vorsichtig und ehrfürchtig hielt ich das seltsame Gebilde. Staunendes Stadtkind. Ein Ei ohne Schale, lediglich geschützt durch eine feine Haut. Es war noch warm. Ich war hilflos, wusste nicht, was tun. Sie nahm es irgendwann und warf es weg, beiläufig. Zum Züchten ungeeignet. In mir verstummte etwas kurzfristig.

Heute ist ein Windei-Tag. Es sind dies sehr reiche Tage, aber ich meide spitze Gegenstände und prosaische Geflügelzüchtertöchter. Besser ist das.

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