Dienstag, 17. Mai 2016

Es kam letztens zum Showdown im Waschhaus. Was ich jetzt weiß: Chuck Norris seine Oma schläft nie. Und ihre Sinne sind von nachgerade übermenschlicher Schärfe. Folgendes trug sich zu:

Eines unserer Katzentiere verschmutzte das Bett Simsons. Ich gehe nicht ins Detail, nur soviel: Es musste alles gewaschen werden, zwei Kopfkissen, eine Bettdecke, diverse Bezüge, Nachtkleidung. Ich marschierte am Vormittag also zügig mit der ersten Ladung ins Waschhaus. Problem: Es war Pfingstsonntag. Aber, so sagte ich mir, schließlich handelte es sich um einen Notfall, worin soll das Kind denn schlafen. Dennoch: Es war nicht nur ein einfacher Sonntag, sondern auch noch Pfingsten, ein doppelter Sonntag quasi, also doppeltes Waschverbot. Entsprechend schnell und leise belud ich die Waschmaschine, aber ach. Ich hatte die Tür der Waschmaschine noch nicht geschlossen, da flog die Tür des Waschhauses auf. Im Rahmen steht Chuck Norris seine Oma. Von hinten per Sonnenlicht dramatisch ausgeleuchtet starrt sie mit ihren wasserblauen Augen auf mich, die bucklige Schurkin im Dunklen. High Noon, Baby. Ich starre tapfer zurück. Die Sekunden ziehen sich wie Äonen. Mein Hirn arbeitet schnell und präzise, ich bin in höchster Gefahr. Die Lady hat eine geladene Waschhausordnung, und sie wird nicht zögern, sie zu benutzen. Ich entscheide mich für eine kühne Variante und greife an, dies allerdings mit Charme. Ich nähere mich Chuck Norris seiner Oma mit schnellen Schritten und entschuldige mich dafür, am Sonntag zu waschen, und dann auch noch Pfingsten (fassungsloses Kopfschütteln meinerseits). Sie müsse mir glauben, niemals wäre ich so frech, allein, meine Tochter, das arme Ding, ihre Nachtruhe... Chuck Norris seine Oma hat schon fünf Gänge runtergeschaltet. Jetzt kommt mir eine Idee, ein Verdacht keimt auf und ich werde wahrlich kühn.

Ich bitte Chuck Norris seine Oma um Rat. Sie, als die Erfahrenere müsse mir bitte helfen, denn ich machte mir Sorgen. Seit Wochen hing an ungewohnter Stelle ein Bettlaken und ein Nachthemd, beide bleu (jawohl, ich sage 'bleu', nicht 'hellblau' oder 'blau', denn auch meine Oma sagte immer 'bleu' zu diesem Farbton, und ich bin gerade die Omaflüsterin), inzwischen hätte ich sie abgehängt und ordentlich zur Seite gelegt, aber ich machte mir etwas Sorgen, denn sowohl das Nachthemd als auch die hölzernen Wäscheklammern ließen auf eine eher ältere Dame schließen, ob sie vielleicht eine Ahnung habe, wem die Dinge gehören könnten und warum sie nicht mehr abgeholt würden? Während ich sprach, geschah etwas, kaum spürbar, aber Chuck Norris seine Oma wurde einen Hauch unsicher. Ob ich ihr die Dinge zeigen könne? Ich führte sie zum bleuen Stein des Anstoßes. Und tatsächlich: Vor meinen Augen wird Chuck Norris seine Oma verlegen. Ja, das seien ihre Sachen. Denn sie weiß, was ich weiß, und sie weiß, dass ich es weiß: Die Waschhausordnung besagt auch, dass Sachen längstens 24 Stunden aufgehängt werden dürfen, dann müssen sie weggeräumt werden. Hält sich natürlich kein Schwein dran. Niemand außer Chuck Norris seine Oma, welche sich diese Regeln eben sehr zu Herzen nimmt. Mein Sieg ist triumphal und restlos und ohne jeden Zweifel. In ihrer Verlegenheit sagt sie, dass man sie ja schon an den Holzklammern erkennen könne, den ollen Dingern, die verwende ja heute niemand mehr. Ich sage, dass ich sie viel schöner finde als die bunten Plastikdinger. Sie streicht über die zwei Wäschestücke in ihrem Arm und sagt: "Ja, das sind meine, bleu."

Beim Herausgehen lästern wir beide über diese Menschen, die glauben, dass ein Feiertag ein normaler Werktag sei. Sie bittet mich um Verständnis für Ihr Einschreiten, ich hebe die Hand und bitte Sie, nicht weiterzusprechen, es sei selbstverständlich, dass dieser Tag heute eine absolute Ausnahme sei. Außer vielleicht morgen, wenn die Kopfkissen dran sind...

Ich denke, ich werde die Tage mal mit einem Blumenstrauß bei ihr vorbeimarschieren, als kleines Sorry für den Pfingstsonntag.

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