Montag, 3. März 2008

Das Leben schreibt mir ne Filmszene

Ich fahre heute abend die Pubertierende und drei Freundinnen der Pubertierenden ins Theater. Die vier kennen sich seit der ersten Klasse, sind am kommunizieren, und ich werd wahnsinnig. "Haste die gesehen heute, voll grausam, ey...", "Ihr wart ja heute alle nich online!", Kreischen, "War ich wohl, die ganze Zeit!", "Bor, meine Oma is zu Besuch, die nervt!", Giggeln, Worte und Inhalte, die mich zweifeln lassen. Ich schweige aber, meine CD dudelt vor sich hin, dann Joe Cocker, You are so beautiful, das Chaos ebbt ab, süßes Schweigen für zwei Sekunden, dann fallen die Mädels ein, singen, dann "Scheiße, ich kann den Text nich!", ich denk noch, welcher Text denn bitte, dann kommen wir am Theater an, das Gekreische steigt aus, und dann die große Klappe im Himmel zum ultimativen Heulfilm:
Ich will grade begeistert die Stille begrüssen, da fängt ein neues Stück auf der CD an, Soundtrack "Schindlers Liste", Itzhak Perlman und seine Violine, traurigst, das in den Ohren, dazu Totale auf die vier Menschen, annähernd junge Frauen, in einer Reihe untergehakt langsam aus den Lichtkegeln der Autoscheinwerfer schlendernd, rein ins off, in die Dunkelheit, weg von mir, und ich weiß nicht, wohin.
Und auf einmal weiß ich, dass ich mich sehr bald zurücksehnen werde nach diesem Gewimmel, dass sie bald selber ins Theater fahren, dass es sehr ruhig werden könnte. Dann weiß ich nicht mehr, dass Leos Oma voll am nerven ist, und dass keine online war. Dann treten sie in die Atmosphäre ein.
So hat letztens einer in einem Film die Pubertät beschrieben.
Wenn die Spaceshuttles zurückkommen und in die Atmosphäre eintreten, dann bricht der Funkkontakt ab, wegen der Hitze, und für zwei Minuten gibt es keine Verbindung von hier unten nach da oben, und man weiß nicht, was los ist, man kann nur hoffen, dass alles gut geht, bis die sich da oben wieder melden.
Noch geht der Kontakt, obwohl schon Funken fliegen und der Schild glüht. Aber bald ist Stille.

Dann rauschen die allein durchs Universum. Bis sie sich wieder melden. Hoffentlich.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie melden sich wieder, sei sicher.
Bis dahin hofft man voller Selbstzweifel ob man die richtige Flugtechnik vermittelt hat und ob die Flugerfahrung schon ausreicht. Und, (ganz im Vertrauen verraten), sind sie dann wieder da, möchte man sie manchmal ins Spaceshuttle
setzten und noch 'ne Runde fliegen lassen, bis die Sehnsucht wieder nagt.

Charlotte hat gesagt…

Danke Dir! Dann vertrau ich einfach mal Deiner Erfahrung als Bodenpersonal.

fabian hat gesagt…

hm, da wird mir das herz schwer, wenn ich das so lese. aber ich glaub, in unserer family kann man sicher sein, dass sie wiederkommen. ich glaub da einfach dran.

Charlotte hat gesagt…

Ich glaub da einfach auch mal dran. Aber wenn ich an so manche Dönekes denke, die ich in meiner Eintittsphase gebracht habe, wirds mir schummrig.